03.05.2020
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Sportclub Story - Das letzte Pokalspiel der DDR - 03. Mai um 23:35 (NDR)
Es ist Juni 1990, der Mauerfall gerade einmal sieben Monate her. In Ostdeutschland soll die D-Mark bald kommen, über die Wiedervereinigung wird noch verhandelt. Überall herrscht Umbruch, Angst, Hoffnung. In dieser Lage trifft im FDGB-Pokalendspiel im Berliner Jahn-Sportpark Dynamo Dresden auf den PSV Schwerin. Nicht einmal 6.000 Zuschauerinnen und Zuschauer sind zum letzten Pokalfinale in der DDR gekommen. Das Spiel zum Systemwechsel.
Auf dem Feld: zwei ungleiche Mannschaften. Der PSV Schwerin, ein abstiegsgefährdeter Zweitligist, der sich ins Finale gekämpft hat. Der die Gunst der Stunde nutzt, als alles wichtiger scheint als Fußball. Als das System kollabiert. Auf der anderen Seite: Dynamo Dresden, achtmaliger DDR-Meister. Mit Spielern, die vom Westen träumen, wie Matthias Sammer und Ulf Kirsten, die längst verkündet haben, dass sie in die Bundesliga wechseln. Und einem Spieler, dem der Umbruch zu schaffen macht: Jörg Stübner.
Stübner und Kirsten sind die Torschützen von Dynamo Dresden beim 2:1-Sieg gegen den PSV Schwerin. Für den Außenseiter trifft André Kort. Hinterher sprechen aber alle nur über den Flankengeber: Matthias Stammann. Dieser macht das Spiel seines Lebens. Sein Name wird eifrig von den Spielerberatern aus dem Westen notiert, die auf der Tribüne sind und auf ein "Schnäppchen" aus dem Osten hoffen. Das Rennen um das Schweriner Fußballtalent gewinnt aber Reiner Calmund. Der Manager, den Bundeskanzler Helmut Kohl zuvor hat stoppen lassen, weil er sich zu ausgiebig am Ausverkauf der besten DDR-Spieler beteiligte.
Dieses Finale war das Brennglas eines wilden Jahres. Auf den Rängen Randale, auch Naziparolen. Alles, was in der DDR totgeschwiegen wurde. Der Staat löst sich auf, die Autorität schwindet.
Quelle und mehr Informationen: ndr.de